Einführung
Vorab etwas zur Beruhigung: für den Betrieb des HQPLayer Betriebssystems benötigst du keine Linux-Befehle. Wenn du aber etwas unter der Haube schrauben möchtest, wollen wir dir einige Tipps geben. Das HQPlayer OS wurde extrem auf die Bedürfnisse des HQPlayers zugeschnitten und hat daher einen sehr eingeschränkten Fuktionsumfang. Der übliche Linux-Befehl sudo entfällt zum Beispiel. Alle Tipps erfolgen unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung.
Tastaturbelegung
US / = DE –
Lesebeispiel: um Slash / einzugeben klickst du auf der deutschen Tastatur auf die Taste mit dem Trennzeichen –
US _ = DE ?
US Y = DE Z
Bevor du remote (SSH) gehen kannst, musst du Bildschirm und mindestens eine Tastatur anschließen. Wenn du eine deutsche Tastatur verwendest, sind die Tasten anders belegt als bei einer US amerikanischen Tastatur. Damit du nicht ewig suchen musst haben wir eine kleine Liste erstellt.
Hier ist die US-Tastaturbelegung:
Root
Um wirksam die Codierung zu ändern oder systemrelevante Abfragen zu tätigen musst du Root-Rechte haben. Nach dem Booten gibst du einfach im HQPlayer OS root ein. Schon arbeitest du in der Root-Shell.
SSH Zugang
Das HQPlayer Betriebssystem ist eigentlich nur mit Bildschirm und Tastatur auf deinem Audio PC zugänglich. Wäre es nicht schön einen Fernzugriff zu haben? Mittels SSH (Secure Shell) kannst du eine verschlüsselte Verbindung zur Kommandozeile (Shell) des HQPlayer OS herstellen. Wir beschreiben hier nur den Weg über einen Apple Mac Computer. Ähnliches gilt auch für Windows.
SSH mit dem Nano Editor einrichten
Als erstes musst du dir noch die Mühe machen dich direkt über den Audio PC einzuloggen. Nach dem Booten gibst du wie oben beschrieben root ein. Gib dann nano /etc/ssh/sshd_config ein. Nano ist ein umfangreicher Editor und die Datei sshd_config enthält die Konfigurationseinstellungen für den SSH Zugang.
Um den SSH Zugang freizuschalten gehe mit dem Cursor zu PermitRootLogin und entferne die Auskommentierung „#“ und ändere die Zeile auf PermitRootLogin yes. Anschließend speicherst du das mit ^X (Exit) ab. Du wirst vorher noch gefragt ob du das sichern möchtest. Beantworte das mit yes.

Danach erstellst du einen neuen Benutzer mit useradd NEUER USER. Ersetze NEUER USER mit dem gewählten Benutzernamen. Zum neuen User erstelltst du ein Passwort für die Root-Shell. Tippe passwd NEUER USER ein. Anschließend wirst du gebeten ein Passwort einzugeben, welches du nochmal bestätigen musst. In der Konfigurationsoberfläche des HQPlayers kannst du dann das System neu booten. Log dich hierfür über einen Browser mit http://hqplayer.local:8088 ein.
Nun kannst du an deinem Mac verproben, ob der SSH Zugang funktioniert. Öffne dafür das Terminal (Befehlszeilen-Interface) und tippe ssh NEUER USER@ip-address-of-hqplayer ein. Eingabebeispiel: ssh user@192.178.188.10, die IP-Adresse ist natürlich die von deinem HQPlayer! Dann wird nach deinem Passwort gefragt, welches du dir hoffentlich gemerkt hast. Bei der ersten Anmeldung wird noch ein RSA Fingerprint angelegt, bestätige das mit yes. Das wars.
Unklücklicherweise kannst du dieses Einstellungen nicht bei einem HQPlayer Update übernehmen. Da fängt das Spiel leider wieder von vorne an.
Bei Fehlermeldung RSA Fingerprints erneuern (MacOS)
Wenn einer IP-Adresse bereits ein RSA Fingerprint zugeordnet wurde, kommt es bei einer erneuten Zuordnung zur Abweisung. In desem Fall muss der gespeicherte Fingerprint gelöscht werden. Wenn du einen Mac verwendest, gibst du im Terminal (Befehlszeilen-Interface) folgendes ein: open /Users/DEIN BENUTZERNAME/.ssh/known_hosts.
Danach sollte sich der voreingestellte Texteditor mit der known_hosts Datei öffnen. Hier sind hinter verschiedenen IP-Addressen die verschlüsselten RSA Fingerprints hinterlegt. Lösche die Zeile(n) mit der betreffenden IP-Adresse, auf die vergeblich versucht wurde zuzugreifen. Speichere die Datei. Danach ist der Zugriff wieder möglich.
htop – ein interaktiver Prozessviewer
Beim HQPlayer ist es nützlich gelegentlich die Prozessauslastung zu prüfen. Das Programm rufst du mit htop auf. Mit der Taste F2 sind individuelle Anpassungen möglich. Nützlich ist zum Beispiel das Hinzufügen der CPU Taktfrequenzen.

Für die oben gezeigte schlanke Anzeige kann eine Musterkonfiguration verwendet werden: Download als Textdatei. Rufe dazu nano $HOME/.config/htop/htoprc auf. Ersetze die Paramenter mit folgenden Einstellungen:

CPU Temperatur
Leider ist die Temperaturanzeige kein Bestandteil von htop. Mit dem Befehl cat /sys/class/thermal/thermal_zone*/temp lässt sich nur die Gesamttemperatur aller Kerne auslesen. Wenn der Befehl mehrfach eingegeben wird, lässt sich die Bandbreite der Temperaturentwicklung ablesen. Der wichtige Wert ist beim fis Audio PC der zweite.
Im Beispiel unten liegt die niedrigste Temperatur bei 49°C und die höchste bei 65°C.

ip-Adresse anzeigen
Um schnell die ip-Adresse herauszufinden kann der Befehl ifconfig verwendet werden. Für die Ausführung des Befehls sind root Rechte erforderlich. Zum wechseln kannst du su root eingeben.
Die ip-Adresse wird unter „inet addr.:“ angezeigt. Außerdem werden die Netzwerkadapter angezeigt. Im Beispiel unten sind es zwei SFP Ports. Der Port enp1s0f0np0 ist mit RX bytes:0 (0.0 B) TX bytes:0 (0.0 B) inaktiv, während beim Port enp1s0f1np1 mit RX bytes:473767729 (451.8 MiB) TX bytes:21515175245 (20.0 GiB) ein reger Netzwerkverkehr ausgewiesen wird. “RX bytes” gibt die Gesamtzahl der über die Schnittstelle empfangenen Bytes an. “TX bytes” gibt die Gesamtzahl der über die Schnittstelle gesendeten Bytes an. Etwaige Paketfehler sind unter „errors“ ersichtlich.

ethtool – ein umfangreiches Netzwerktool
Ein sehr umfangreiches Netzwerktool rufst du mit der Anwendung ethtool auf. Es würde hier zu weit führen alle Parameter zu erklären. Die Hilfe ist mit ethtool -h erreichbar. Eine gute Dokumentation mit Beispielen gibt es auf wiki.ubuntuusers.de/ethtool. Für die Ausführung des Befehls sind root Rechte erforderlich. Zum wechseln kannst du su root eingeben.
Interruptmoderation deaktivieren
Wir empfehlen beim aktiven Netzwerkadapter die Interruptmoderation zu deaktiven, weil es die Latenzen erhöht. Wir wollen jedoch geringsmögliche Latenzen haben. Die aktuellen Einstellungen liest du mit diesem Befehl aus: ethtool -c eth1. Die Adapterbezeichnung (im Beispiel „eth1“) hinter dem „-c“ hast du vorher mit ifconfig ausgelesen. Bei Adaptive RX: on ist die Interruptmoderation aktiviert.

Die Interruptmoderation deaktivierst du mit dem Befehl: ethtool -C eht1 adaptive-rx off. Achte dabei auf die richtige Adapterbezeichnung. Das „C“ muss groß geschrieben werden. Hinweis: Beim verwenden des HQPlayer OS bleibt die Einstellung leider nicht dauerhaft gespeichert und muss nach dem Neustart erneut deaktivert werden.
Flusssteuerung (flow control) aktivieren
Um Datenverluste oder Überlastungen zu vermeiden, gibt es Verfahren zur Datenflusssteuerung (engl. flow control), die den Datenstrom zwischen Sender und Empfänger anpassen. Flow control wird vor allem bei Vollduplex-Ethernet eingesetzt, das eine gleichzeitige Übertragung in beide Richtungen erlaubt. Dabei sendet der Empfänger dem Sender ein spezielles Pause-Frame, wenn sein Puffer voll ist oder er aus anderen Gründen die Übertragung unterbrechen möchte. Der Sender muss dann für eine bestimmte Zeit die Übertragung stoppen, bis er ein Resume-Frame vom Empfänger erhält.
Flow control soll beim HQPlayer verwendet werden. Um die Einstellungen von Flow Control abzufragen, kannst du den Befehl ethtool -a eth1 verwenden (ersetze eth1 durch den Namen deiner Netzwerkkarte). Um flow Control zu aktivieren, verwende den Befehl ethtool -A eth1 rx on tx on.
HQPlayer Systemadministration
Die Web-Konfigurationsoberfläche wird im Browser mit http://hqplayer.local:8088/ aufgerufen. Die Einstellungen werden in der Datei hqplayerd.xml gesichert. Nicht jedem dürfte bekannt sein, dass diese Datei einige verborgene Einstellungen enthält. Die Datei kann recht einfach mit einem Text Editor bearbeitet werden, indem ein „Configuration backup“ in der Web-Konfigurationsoberfläche durchgeführt wird. Nach der Bearbeitung wird sie einfach wieder mit „Configuration restore“ hochgeladen.
Der andere Weg ist die direkte Bearbeitung unter Linux. Hier sind Root-Rechte erforderlich. Rufe dafür die Datei mit nano /etc/hqplayer/hqplayerd.xml auf.
Es liegt eine kleine Tücke in diesem Modell. Wenn du irgendwann nicht mehr an diese Änderung denkst und dein gesichertes Setup bei einer neuen HQPlayer Version lädst, kann es zu Fehlfunktionen kommen. Denn es wird dann immer deine Änderung mitgeladen. Das ist nützlich, wenn die Programmlogik gleich bleibt. Aber nur dann!
CPU Kerne administrieren
In den Desktop Versionen gibt es die Möglichkeit die Kernzuordnung zu ändern. Unter „Settings > Advanced“ steht dafür das Optionsfeld „Multicore DSP“ zur Verfügung:
- Wenn das Auswahlfeld ausgegraut ist, ist die automatische Erkennung und Konfiguration aktiv und kann eine beliebige Anzahl von Kernen verwenden. Für eine optimale Leistung wird empfohlen, die automatische Erkennung zu verwenden. Das entspricht unter Linux dem Befehl: multicore=“auto“.
- Wenn das Kästchen deaktiviert ist, wird die Verarbeitung für Fälle optimiert, in denen die Anzahl der Kerne gleich oder geringer ist als die Anzahl der Ausgabekanäle. Zum Beispiel Dual-Core-CPUs, wenn die Ausgabe in Stereo erfolgt. Das entspricht unter Linux dem Befehl: multicore=“0″.
- Wenn das Kontrollkästchen voll aktiviert ist, wird die Verarbeitung für moderne Multi- Core-CPUs mit einer viel höheren Kernanzahl als Anzahl der Ausgabekanäle optimiert. Da diese Parallelisierung den Verarbeitungs-Overhead erhöht, steigt auch der gesamte CPU-Zeitverbrauch. Wenn bei der Einstellung „auto“ Leistungsprobleme auftreten, ist es in der Regel sinnvoll, diese Option zu verwenden. Das entspricht unter Linux dem Befehl: multicore=“1″.
Im Bild unten ist diese Einstellung etwas versteckt, siehe Markierung.

CPU Kernzuordnung administrieren
Eine weitere Linux Einstellung steht mit einer einzelnen Kernzuordnung zur Verfügung. Hier wird einfach eine neue Zeile hinzugefügt. ZumBeispiel: HQPLAYER_RESERVED_CORES=1001. Dies weist den HQPlayer an, die Kerne 0 und 3 (also den ersten und den vierten Kern) nicht zu verwenden. Bei einer Vierkern-CPU ist das noch übersichtlich. Bei einem Intel® Core™ i9-13900K Prozessor, Intel® Core™ i9-13900KF Prozessor sind das im Zweifel 32 Threads, wenn alle Kerne und Hyper-Threading aktiviert sind.
date – Date mich 🙂
Mit diesem Linux Befehl kommst du zwar nicht zu Tinder, dafür kannst du die aktuelle Systemzeit auslesen: date. Zurück kommt zum Beispiel diese Anzeige: Tue Sep 13 07:25:00 UTC 2022. Das Kürzel UTC beschreibt die aktuelle Zeitzone (Koordinierte Weltzeit). Für Änderungen ergänzt du einfach das Datum und die aktuelle Uhrzeit mi folgender Syntax: date MMTThhmmJJ. Die Kürzel stehen für:
MM = Monat
TT = Tag
hh = Stunden
mm = Minuten
JJ = Jahr
für den 13. Sept. 2022 um 20.11 Uhr wäre das also der Befehl: date 0913201122. Übernimm das auch für das Motherboard, damit es dauerhaft gespeichert bleibt: hwclock –systohc. Nun ändere deine Zeitzone. Für Europa und Berlin wäre das: ln -sf /usr/share/zoneinfo/Europe/Berlin /etc/localtime.