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Bist du Grundton- oder Obertonhörer?

Einleitung

Vielleicht rollst du jetzt die Augen und denkst: Ist doch egal, Hauptsache mir gefällt die Musik. Aber es kann nützlich sein zu wissen, wie Menschen hören und wie man selbst tickt.

Denn das ermöglicht die gezielte Suche nach deinen bevorzugten Stilrichtungen und hilft im Player sogar bei der Auswahl von Filtern.

Wir sehen uns folgend in den Grundlagen die Grund- und Obertöne und die Transienten an. Dann erörtern wir eine interessante Studie, die auch einen eigenen Test ermöglicht.

Grundlagen

Grundtöne und Obertöne*

Der Grundton ist der tiefste Ton oder die Grundfrequenz, die in einem Klang oder Ton erzeugt wird. Es ist der dominante Ton, den wir hören, wenn beispielsweise eine Saite gezupft, ein Instrument gespielt oder eine Stimme singt. Der Grundton bestimmt die Tonhöhe des Klangs. In der Regel hat jeder Klang einen charakteristischen Grundton, der ihm seine spezifische Klangfarbe verleiht. Der Grundton ist der erste und stärkste Ton in einem Klang und wird oft als das Hauptelement eines Klangs wahrgenommen.

Die Obertöne sind zusätzliche Töne, die über dem Grundton eines Klangs schwingen. Diese Obertöne sind ganzzahlige Vielfache der Grundfrequenz und haben eine höhere Frequenz als der Grundton. Obertöne bestimmen die Klangfarbe oder das Timbre eines Tons. Sie verleihen einem Klang seine einzigartige Charakteristik und helfen dabei, verschiedene Instrumente oder Stimmen voneinander zu unterscheiden. Obertöne tragen zur Klangqualität und -textur bei, indem sie dem Klang Reichtum, Wärme und Brillanz verleihen.

Die meisten natürlichen Klänge bestehen aus einem Gemisch aus Grundton und Obertönen. Die spezifischen Obertöne und ihre Intensitäten variieren je nach Klangquelle. Zum Beispiel kann die Art und Weise, wie eine Gitarrensaite gezupft wird oder wie ein Instrument gespielt wird, die Stärke und Anzahl der Obertöne beeinflussen.

In der Musik werden die Obertöne oft genutzt, um Klangfarben zu erzeugen, Harmonien zu erweitern oder Klänge zu formen. Sie spielen eine entscheidende Rolle in der Klangwahrnehmung und sind ein wichtiger Bestandteil der akustischen Eigenschaften von Musikinstrumenten und menschlichen Stimmen.

Transienten*

In der Akustik bezieht sich der Begriff „Transienten“ auf schnelle und vorübergehende Schallereignisse, die eine kurze Dauer haben und einen raschen Anstieg und Abfall der Schallenergie aufweisen. Transienten sind charakterisiert durch ihre schnelle Veränderung in der Schallintensität über einen kurzen Zeitraum. Der Anschlag eines Schlaginstruments wie einer Trommel oder eines Beckens erzeugt eine schnelle Schallwelle, die als Transient bezeichnet wird.

Das Hören von Transienten spielt eine wichtige Rolle in der Evolution des Menschen, insbesondere in Bezug auf die Überlebensfähigkeit und die Anpassung an die Umgebung. Transiente Geräusche können wichtige Informationen über Gefahren liefern. In der Natur könnten plötzliche Geräusche wie das Rascheln von Büschen, das Brechen von Ästen oder das plötzliche Knacken eines Zweigs auf die Anwesenheit von Raubtieren oder anderen potenziellen Bedrohungen hinweisen. Die Fähigkeit, diese Transienten wahrzunehmen und zu interpretieren, könnte dazu beigetragen haben, dass unsere Vorfahren frühzeitig auf Gefahren reagieren konnten, was ihre Überlebenschancen verbesserte.

Studie

Obertonhörer? Grundtonhörer? Hörtypen und ihre Instrumente.

Im Artikel „Obertonhörer? Grundtonhörer? Hörtypen und ihre Instrumente.“ von W.Gruhn, E.Hofmann, P.Schneider 2012 wurde eine Studie aus 2002 mit 2.000 Probanden beschrieben. Es wurde postuliert, dass zwei Möglichkeiten zur Tonhöhenwahrnehmung bestehen. Je nachdem, ob sich ein Hörer eher an der Grundfrequenz eines harmonischen Klangs (das heißt an dessen Grundton) oder an dessen Obertonstruktur orientiert.

Mit der Positronenemissionstomografie (PET) als bildgebendes Verfahren wurde die Aktivierung des auditorischen Cortex (Hörcortex) beim Hören von musikalischen Klängen in Abhängigkeit von spektralen und zeitlichen Aspekten zu untersucht.

Linker Hörcortex – Grundtonhörer

Die zeitlichen Verarbeitungsvorgänge (Tonlänge und Rhythmus) wurden im linken Hörcortex verortet. Die Gitarre spricht zum Beispiel verstärkt den Rhythmus an.

Kurztest  – Forschungsgruppe Musik und Gehirn-PD Dr. Peter Schneider,Heidelberg (musicandbrain.de)

Welche Instrumente Grundtonhörer bevorzugen

Grundtonhörer bevorzugten oft Musikinstrumente, die kurze, scharfe oder impulsive Töne produzieren. Zum Beispiel Schlagzeug, Gitarre, Klavier, Trompete, Querflöte oder hohe Soloinstrumente.

Sie bevorzugten virtuose, impulsive und zeitlich synchrone Spielweisen. Dirigenten sind übrigens oft Grundtonhörer.

Rechter Hörcortex – Obertonhörer

Die spektralen sowie musikspezifischen Verarbeitungsvorgänge (Klangfarbe und Melodiekontur) wurden im Hörcortex der rechten Gehirnhälfte abgebildet. Ein Beispiel ist der Kontrabass.

Kurztest  – Forschungsgruppe Musik und Gehirn-PD Dr. Peter Schneider,Heidelberg (musicandbrain.de)

Welche Instrumente Obertonhörer bevorzugen

Die Obertonhörer bevorzugten in der Regel Musikinstrumente, die länger ausgehaltene Töne mit charakteristischen Klangfarben produzieren. Zum Beispiel Streich-, Blech- oder Holzblasinstrumente in tieferen Lagen, Orgel oder Gesang.

Kurztest zur Grundton- und Obertonerkennung

Du kannst selbst testen, wo deine Schwerpunkte liegen: Kurztest  – Forschungsgruppe Musik und Gehirn-PD Dr. Peter Schneider,Heidelberg (musicandbrain.de). Der Testablauf ist recht einfach. Als erstes wirst du auf der Seite gebeten, die Lautstärke mit einem Testton einzustellen. Anschließend siehst du das Bild unten. Mit „Abspielen“ werden zwei Töne abgespielt. Du sollst beurteilen, ob die Tonfolge ansteigend (klicke auf die linke Schaltfläche o o) oder absteigend (klicke auf die rechte Schaltfläche o o) ist. Wenn du dir unsicher bist, wiederhole die Tonfolge. Die Töne hören sich synthetisch an und sind daher gewöhnungsbedürftig. Du kannst den kompletten Test jederzeit wiederholen.

Kurztest  – Forschungsgruppe Musik und Gehirn-PD Dr. Peter Schneider,Heidelberg (musicandbrain.de)

Wenn alle Tonfolgen gespielt wurden, erhältst du eine kurze verbale Auswertung. Bei mir stand: „Sie sind ein leichter Obertonhörer.“ Also nicht ganz eindeutig, aber realistisch. Denn ich schätze Klangfarben und Gesang sehr. Ich bin aber den perkussiven Instrumenten und generell rhythmischer Musik ebenfalls sehr zugetan.

Die Wahl des richtigen Filters

Bei der Wiedergabe von digitalen Quellen kann die Auswahl des Filters deinen persönlichen Hörgeschmack unterstützen! Hier führt für mich kein Weg am HQPlayer vorbei, weil nur dieser die spezifischen Auswahlmöglichkeiten bietet.

Wenn ich Electronic, Jazz, Blues, Pop und Rock höre, bevorzuge ich aufgrund der Rhythmik einen transientenbezogenen Filter wie zum Beispiel „poly-sinc- gauss-short“. Es handelt sich um einen kurzen gaußschen Polyphasen-Sinc-Filter mit optimalen Zeit-/ und Frequenzgang. Der Filter spricht in erster Linie den Grundtonhörer an. Bei SDM-Ausgängen erfolgt die Verarbeitung in zwei Stufen mit 16-facher Zwischenrate und ist deshalb selbst bei DSD1024 noch gut zu betreiben.

Bei Classical, Jazz und Blues meist in HiRes höre ich gern den Filter „poly-sinc- gauss-xl“. Es handelt sich um einen extra langen gaußschen Polyphasen-Sinc-Filter mit extrem hoher Dämpfung. Optimaler Zeit-Frequenzgang. Bei SDM-Ausgängen erfolgt die Verarbeitung in zwei Stufen mit 16-facher Zwischenrate. Er eignent sich sehr gut für Transienten, Klangfarben und für die räumliche Darstellung. Also ein Allrounder für Grundton- und Obertonhörer.

Die Filterauswahl ist sehr individuell! Einen Überblick erhältst du hier: Audio PC HQPlayer Filtereigenschaften – Grigg Audio Solutions.

Zusammenfassung

Wie schon im letzten Newsletter: Was bringt HiRes, wenn der Mensch nur bis 20 kHz hört? beschrieben, bietet die Hirnforschung einige Überraschungen. Nicht nur, dass der Mensch nachweislich auf Ultraschall reagiert, sondern auch dass die Grund- und Obertöne verschiedene Hirnareale unterschiedlich ansprechen. Und der Mensch sehr individuell entweder veranlagungs- oder/und lernbedingt mehr Grund- oder Obertonhörer ist.

Lieben Grundtonhörer schnelle, kurze Impulse, virtuose Fingerübungen und präzise Rhythmen, so schmeicheln dem Obertonhörer lange, getragene Melodien, Klangfarben und Harmonien. Kommen dem Grundtonhörer Instrumente wie Schlagzeug, Gitarre, Klavier und hohe Soloinstrumente entgegen, bevorzugen Obertonhörer dagegen Streich- sowie Blech- oder Holzblasinstrumente in tieferen Lagen, Orgel und Gesang.

Wenn du es genau wissen willst, was du bevorzugst, dann mache den Kurztest. Und wähle unterstützend zu deiner Hörausprägung bei digitalen Quellen die passenden Filter.

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